
Eine Nacht. Zwei Fremde. Und eine Verbindung, die bleibt.
Madeline kennt den Abgrund – und wie man jeden Tag einen Schritt davon entfernt lebt. Tagsüber arbeitet sie in einem Bürojob, doch um ihre Rechnungen zu bezahlen, tanzt sie abends in einem zwielichtigen Nachtclub. Als sie sich weigert, ihre letzten moralischen Grenzen zu überschreiten, verliert sie in kurzer Zeit alles, was ihr Halt gegeben hat.
Ezra versucht nach einer schmerzhaften Trennung den Kopf über Wasser zu halten. Erfolgreich im Business als Eventmanager bei The Gift, doch innerlich leer, stolpert er in einen Club, ohne zu ahnen, dass eine Begegnung dort sein Leben verändern wird.
Als sich ihre Wege unter beruflich turbulenten Umständen wieder kreuzen, lodert die alte Nähe sofort wieder auf. Zwischen Sommerfesten, unerwarteten Geständnissen und zarten Momenten wächst etwas, das sich wie Hoffnung anfühlt – wenn sie es zulassen …
“Date me, Mr. Summertime” ist der zweite Band der romantischen “Date Me”-Reihe von Sarah Lemme. Über 4 Jahreszeiten sorgen hier 4 Traummänner für absolute Wohlfühl-Romantik mitten aus dem Leben. Perfekt für Fans von zweiten Chancen und Feel-Good-Liebesromanen.
„Der Schreibstil ist klasse und leicht zu lesen.„
Denise, Bloggerin.
„Eine emotionale Second-Chance-Romance mit zwei liebenswerten Protagonisten, deren Reise zwischen Vergangenheit und Zukunft das Herz berührt.„
Tina Nadine, Bloggerin
„Eine eindrucksvolle Geschichte, die das Herz berührt und den geist inspiriert. (…) Ein Buch, das man nicht mehr aus den Händen legen mag.““
Cleo, Bloggerin
Leseprobe
Kapitel 1 aus Date me, Mr. Summertime
Madeline
Ein halbes Jahr zuvor
Der Wind weht böig durch die herbstlich verfärbten Blätter, die sich auf dem Boden zu einem raschelnden Strudel zusammengefunden haben. Eine Katze miaut, und irgendwo bellt ein Hund, der sicher mit seinem Herrchen auf der letzten Gassirunde des Tages ist, bevor das Wetter endgültig umschlägt. Gewitter und Regen sind angekündigt. Eine Wetterlage, bei der niemand freiwillig draußen ist. Daher haste ich durch die dunkler werdenden Straßen. Grau ragen die Häuser um mich herum auf, kommen bedrohlich näher.
Erste Tropfen patschen auf den Asphalt, auf meinen Kopf. Hektisch ziehe ich die Mütze notdürftig über die Haare und senke den Blick, damit mein Make-up nicht verläuft. Gleichzeitig beschleunige ich die Schritte, bis ich beinahe renne. Ich kenne die Gegend wie meine Westentasche. Leider.
Je weiter ich mich meinem Ziel nähere, desto mehr lungern irgendwelche Kerle in den Seitengassen, verticken ihre Drogen und wer weiß was noch. Auch erste leicht bekleidete, junge Frauen sehe ich. In diese Gegend wollte ich niemals und doch habe ich keine Wahl. Ich muss. Muss mich zusammenreißen, nicht umzudrehen und schnellstmöglich das Weite zu suchen. Denn das wäre die einzig richtige Reaktion.
Jeden Donnerstag, jeden Freitag und jeden verfluchten Samstag. So auch heute. Ich atme tief durch und biege in die eine, noch dunklere Seitenstraße ab. Oh, wie ich diesen Ort verfluche. Dennoch kann ich nicht ohne ihn.
»Hey, komm her und ich zeige dir, wie du deinen Horizont erweiterst!« Die sonore Stimme aus der rabenschwarzen Ecke treibt mir einen eisigen Schauder über den Rücken. Jedes Mal, wenn er irgendwen anspricht, würde ich ihm am liebsten eine Backpfeife verpassen. Doch das ist nicht meine Art. Schlimm genug, dass ich seinen Namen kenne.
»Dean, lass den Scheiß und verpiss dich.« Ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, verlangsame die Schritte allerdings keine Sekunde.
»Niemals. Mein Platz ist hier, und wenn der Regen sich verzogen hat, wird das Geschäft brummen. Jeder will sich aus dieser gottverlassenen Welt wegbeamen.« Er lacht höhnisch auf, denn er weiß genau wie ich, dass unser Gespräch zu keinem Zeitpunkt anders verlaufen wird. Auch wenn ich verzweifelt sein mag, ihm würde ich nie einen Schritt zu nahe kommen. Vor allem würde ich ihm unter keinen Umständen etwas von seinem gepantschten Zeug abkaufen. Es reicht, dass ich zu oft die armseligen Gestalten sehe, die zitternd mit ihrem geklauten Geld bei ihm auftauchen.
Der Regen trommelt inzwischen heftiger auf meine Kapuze, und ich beeile mich, den Eingang zu dem Gebäude zu erreichen, das mir Hoffnung schenkt und mir gleichzeitig die Seele raubt. Es ist die Nacht, während ich der Tag bin. Ein Ort, an dem ich niemals sein dürfte und es doch immer wieder bin. Weil es sein muss. Weil ich mich arrangiert habe. Immerhin habe ich ein Ziel. Und auch wenn es sich manchmal anders anfühlt, bleibe ich mir treu. Hoffentlich, denn zu oft ist es, als würde ich meine Seele scheibchenweise verkaufen.
Ich nicke dem Türsteher zu, der mich ohne ein Wort passieren lässt. Die Gäste kommen gleich. Und er kennt mich, obwohl ich keine Ahnung habe, wie sein Name ist. Denn Namen sind hier wie Schall und Rauch. Bedeutungslos. Hier zählt nur das Geld.
Rasch biege ich in Richtung der Umkleide ab. Ich nicke den anderen Frauen zu, die sich bereits fertigmachen. Mehr als ein paar Worte haben wir nie gewechselt. Keine von uns will Kontakte knüpfen. Niemand möchte reden. Wir sind alle aus einem bestimmten Grund hier. Jeder Grund mag individuell sein und doch eint uns, dass wir Geld brauchen. Mehr Geld, als man mit einem simplen Kellner-Job verdienen würde. Denn was immer einem versprochen wird, auch in New York City ist nicht alles Gold, was glänzt. Im Gegenteil. Wie oft habe ich in Manhattan an den Gebäuden emporgeschaut, aus denen regelmäßig die Schönen und Reichen hervorkrabbeln? Wie oft habe ich mir gewünscht, eine von ihnen zu sein? Dass ich selbst in einer winzigen Wohnung dort lebe, ist reiner Zufall. Müsste ich Miete dafür bezahlen, wäre ich längst verschwunden. Denn ich bin kein Stadtmädchen. War es nie und doch bin ich hier gestrandet. Meinen Großeltern zuliebe, die sich immer eine fantastische Karriere für mich gewünscht haben. Zumindest ist das die Begründung, die ich mir einrede. Tss. Als wenn ich jemals aus diesem Loch herauskommen würde. Und mein anderer Job ist gefühlt auch nicht besser. Was würde ich dafür geben, mal wieder aufs Land rauszufahren? Zu meiner Tante und ihrem Pferdehof. Immerhin telefonieren wir regelmäßig. Doch ist das nicht dasselbe. Wie gern würde ich auf dem Pferderücken sitzen und durch die Natur bummeln? Aber dafür fehlt die Zeit. Ich seufze.
»Du bist heute im Cage.«
Ich schaue kurz zu dem untersetzten Mann mit Glatze und der Waffe am Gürtel auf und nicke. Als wenn ich eine Wahl hätte. Cage, Table, Pole oder den vierten Raum, in den keine von uns will. Das ist die Auswahl. Eine Auswahl, die nicht wir treffen, sondern Garry. Immerhin habe ich mit ihm den Deal, dass ich nie in den vierten Raum muss, der von uns nur ›The Dark‹ genannt wird, obwohl er eigentlich namenlos ist. Ein schwarzes Loch, das jeden verschlingt, der sich dort hineintraut.
Wir befinden uns in dem Nachtclub mit dem anmutig klingenden Namen Heavenly Nights. Aber das ist alles, was daran charmant ist. Zumindest für mich. Klar, es gibt da diesen fünften Raum. Das, was der Ottonormalverbraucher zu sehen bekommt. Ein stinknormaler Nachtclub, in dem der Gast neben Cocktails guter Musik lauschen und sich unter anderem als Zusatzleistung ein Zimmer für die Nacht mieten kann. Ob er dort mit einer Frau, die er im Lokal kennengelernt hat, oder allein nächtigt, bleibt ihm überlassen. Der Laden brummt und jeden Tag strömen die Menschen herbei.
Doch es gibt diese eine andere Tür. Die Tür, die ich noch nie genommen habe, da ich stets durch den Hintereingang gehe. Die Tür öffnet das Tor zum Abgrund für unsere Kunden. Wobei Garry diesen Abgrund seine Goldgrube nennt, in die längst nicht jeder hineingelassen wird. Ein Raum für Cage-Fights, in dem die Leute auf den Sieg einer Person Geld wetten können. Dann der Raum, in dem Glücksspiel aller Art betrieben wird. Natürlich unangemeldet und steuerfrei. Als Drittes der Raum, an dem einige von uns an der Stange tanzen. Zu knapp bekleidet und mit der Erlaubnis, angefasst zu werden. Und abschließend die wirkliche Hölle, die ich hoffentlich nie von innen kennenlernen werde. Es reicht, die Mädchen zu sehen, die dort wieder herauskommen.
Ich nehme die blonde Perücke vom Styroporkopf und setze sie mir sorgfältig auf. Selbst meine eigene Mutter würde mich so nicht erkennen. Dafür ist das Make-up zu dick und die Veränderung zu gravierend. Doch es muss sein. Für mein Seelenheil, obwohl ich ebenjene Seele hier jeden Tag ein Stück mehr verkaufe.
»Jetzt raus mit euch!« Garry steht an der Tür und winkt.
Hastig streife ich die locker sitzende Jogginghose und die Sweatjacke ab. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper, sodass ich erschaudere. Bald wird er die Heizung anschmeißen müssen, doch an dieser Stelle spart er gern. Ich bin mir sicher, dass ich den Grund kenne. Immerhin bezahlt er uns nicht dafür, dass wir hier in der Garderobe herumsitzen, die zudem so unbequem und eng ist, dass ich keinerlei Bedürfnisse habe, hier länger als absolut notwendig zu verweilen.
Ich schließe die Augen, atme tief durch und vergesse, wer ich bin. Spätestens mit der Perücke bin ich nicht mehr Madeline, die tagsüber im Büro arbeitet. Ich werde zu einem Niemand. Einem schmucken Beiwerk in meiner persönlichen Hölle.
Seufzend gehe ich durch den Flur und betrete den Cage. Wobei dies nur den Raum meint, in dessen Mitte der Käfig platziert ist. Das unsägliche Stahlding, das die Kontrahenten erst verlassen, wenn einer von ihnen nicht mehr aufsteht. Zum Glück gibt es ausreichend Idioten, die sich das schnelle Geld durch einen Cagefight versprechen, sodass Garry hoffentlich nie auf die Idee kommt, eine von uns könnte sich dort vermöbeln lassen.
Trotz allem betrete ich den Käfig – meinen ersten Arbeitsspot für heute – so anmutig ich kann, denn inzwischen strömen Gäste in den Raum. Gierig schauen sie sich um und steuern auf die Infotafel zu, die die heutigen Ansetzungen benennt, während der DJ wummernd rockige Beats auflegt, die die Gebote in die Höhe schrauben sollen. Gleichzeitig wissen alle Anwesenden, dass das nur die Show vermag, die gleich startet.
Ich blende es aus. Versinke in der Musik und bewege mich zu ihr. Lasziv und aufreizend. Denn ich bin nur Dekoration. Zumindest heute. Von allen Räumen ist der Cage zwar der brutalste, dafür für uns Mädchen der entspannteste, da die Gäste nicht an uns herankommen, während wir tanzen.
Und so erlebe ich die Nacht wie in Trance. Betrete den Cage zwischen den Kämpfen und verziehe mich währenddessen an einen anderen Platz, an dem mir die Männer ebenfalls gierig zusehen können. Ich spule meine Tänze ab und blicke mehr wie eine Außenstehende auf die Szenerie hinab, als dass ich anwesend bin. Letztendlich ist meine Meinung egal. Es geht einzig ums Geld. Geld, welches ich dringend brauche.
Ich wechsle vom großen Cage in den kleinen Käfig, sorge für Animation und tanze. Nicht mehr und nicht weniger, auch wenn ich mir durchaus mehr Stoff am Körper wünschen würde als den Tanga und die abgeklebten Nippel. Doch ich tue es für Mom. Einzig für Mom.
»Hey!«
Ich öffne die Augen, als Garry mich anspricht.
»Ich brauche dich für einen Extra-Job. Eine Stunde. Vierfacher Stundenlohn.« Seine Stimme ist unnachgiebig und fordernd, sodass sich alles in mir zusammenzieht. Er duldet kein Nein, und doch kann ich ihm kein Ja geben. Ich weiß, was er will. Mein Blick folgt seinem dezent ausgestreckten Finger, der auf einen Mann weist, dem das Geld anzusehen ist. Teurer Anzug, Goldkettchen, und auch der Silber glänzende Zahn entgeht mir nicht, als er mich überheblich angrinst.
»Vergiss es«, zische ich, denn ich wage es nicht, den Kopf zu schütteln.
»Das habe ich ihm gesagt, doch er will nur dich. Koste es, was es wolle.«
»Ich bin nicht käuflich.« Das ist meine Grenze. Ich tanze, ja. Aber ich werde mich nicht prostituieren.
Garry lacht trocken auf. »Schätzchen, wir sind alle käuflich. Auch du. Du hast die Wahl. Nimm das Angebot an oder du gehst jetzt und für die Ewigkeit. Eine andere Option gibt es nicht und wenn ich richtig informiert bin, brauchst du dieses Geld.«
Wer auch immer dieser Mann ist, er gehört definitiv nicht zu den Menschen, die ihre Millionen durch legale Geschäfte scheffeln. Denn solche Leute treiben sich auf schicken Galas rum, spenden für wohltätige Zwecke. Sie verbringen ihre Nächte nicht im Heavenly Nights. Nicht in diesem Raum. Hier treffen Drogenbosse, Waffenhändler und Kleinkriminelle aufeinander. Doch nirgends sonst ist der Verdienst als Tänzerin so gut. Das ist der einzige Grund, warum ich mir zusätzlich zu meinem Gehalt als Angestellte mehr dazuverdiene. Geld, welches ich dringend brauche. Nicht für mich, aber …
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Natürlich weiß ich, was in der Stunde passieren wird, in der der Mann mich exklusiv haben will. Doch ich gehöre nicht zu dieser Art Mädchen und der Mann ist mir mit seinem Grinsen, dem am Hals heraufragenden Tattoo und der Zigarette in der Hand zutiefst zuwider.
»Nein«, sage ich entschlossen, wohl wissend, dass ich damit mein Schicksal besiegle. Aber meine selbst aufgelegte Grenze werde ich nicht überschreiten. Vieles habe ich versucht, mir die Nächte um die Ohren geschlagen und tagsüber hundemüde gearbeitet. Doch dieses letzte bisschen Selbstachtung werde ich nicht aufgeben. Das weiß Garry. Da werde ich keine Ausnahme machen. »Nein. Tut mir leid. Du kennst meine Limits.«
Nur deshalb hat er mich bisher von den Extra-Jobs ausgenommen. Das war ihm von Anfang an klar. Damals. Vor inzwischen fünf Jahren. Als er Mädchen brauchte, und ich Geld. Aber nun ist der Zeitpunkt gekommen, an dem sich unsere Wege trennen. Denn er hat genug Mädchen, die solche Extra-Aufträge zu gern annehmen. Die ihre Seele verkaufen, nur um noch mehr Geld zu bekommen. Doch so sehr ich es bräuchte, es geht nicht. Auch wenn das bedeutet, dass ich versagt habe.
»Gut. Dann soll es so sein. Du kennst den Weg nach draußen. Du erhältst dein Geld anteilig für diesen Abend, und wir sehen uns nie wieder.«
Ich nicke, werfe einen letzten Blick zu dem Mann, der für dieses Übel verantwortlich ist, und haste zur Umkleide. Fünf Jahre. Fünf verflucht lange Jahre habe ich hier meine Seele verkauft. Doch ab heute muss ich mein Geld anderweitig verdienen.
***
Am nächsten Tag
»Siiie isss tooot.« Die Stimme meines Dads lallt ebenso emotionslos wie betrunken durch das Telefon.
Zur Salzsäule erstarrt hocke ich im Schneidersitz auf dem Bett. Benommen und müde von der viel zu kurzen Nacht, die dank meines Neins immerhin länger als gewöhnlich ausgefallen ist. Fuck. Ich habe alles riskiert und verloren. Bin den illegalen Job mit dem guten Gehalt los und müsste zusehen, wie ich alternativ Geld ranschaffen kann.
»Letzte Nacht?«, hake ich nach, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass er mir in seinem Zustand eine konkrete Auskunft geben kann. Immerhin hat es Gründe, dass sich unser Kontakt auf das Notwendigste beschränkt.
»Nein.« Das eine Wort kommt ihm kaum über die Lippen.
Ich schließe die Augen und beiße auf meine Fingerknöchel, um nicht loszuschreien. Wie kann er nur? Wie kann er mir diese Nachricht vorenthalten? Wie kann er das alles so emotionslos sagen? Immerhin hat er sie geliebt! Zumindest dachte ich das.
Im Hintergrund höre ich, wie er einen Schluck aus der Flasche trinkt. Wahrscheinlich Wodka, so wie damals. Dabei hatte er den Entzug durchgestanden und sein Leben umgekrempelt. Er war trocken. Er hatte einen anständigen Job. Mom hat ihn geliebt und die ganze Zeit zu ihm gestanden. Bis zu dem einen Tag. Der Tag, der unser aller Leben erneut verändert hat. Trotzdem ist er nicht rückfällig geworden. Er hatte sich im Griff, hat getan, was er tun konnte. Nur um dann doch rückfällig zu werden.
»Wann ist die Beerdigung?«, frage ich mit bebender Stimme weiter, als ich mich wieder halbwegs unter Kontrolle habe.
»War gessstern.«
Damit lege ich auf. Ich schicke ihm jeden Monat Geld, harre in dieser verfluchten Stadt namens New York City aus, weil ich hier Kohle bei Garry verdienen kann – konnte. Und er dankt es mir damit, dass er nicht in der Lage ist, mich über ihren Tod zu informieren? Dass ich nicht einmal eine Einladung zu ihrer Beerdigung bekomme? Was stimmt nicht mit diesem Mann?
Ich starre auf die Wand und mit der Erkenntnis, dass Mom tot ist, rollen die Tränen über meine Wangen. Warum? Warum hat mich niemand informiert? Hat er es irgendwem gesagt? Ich bin leer. So leer wie seit Jahren nicht mehr. Allein und ohne Sinn im Leben. Denn was soll ich tun? Mir bleibt einzig der vermaledeite Job im Büro, den ich am liebsten sofort an den Nagel hängen würde. Mom war alles für mich. Zu gern hätte ich Mom öfter besucht. Immerhin war sie es, die mich überredet hat, in New York City zu bleiben. Der Stadt, in der Träume angeblich wahr werden können. Pah! Die Stadt ist genauso gut wie jedes andere Drecksloch.
Was soll ich tun? Denn ich falle. Falle ins Bodenlose. Nicht aufzuhalten und ein Ende ist nicht in Sicht. Wenn ich vor ein paar Stunden dachte, mein Rauswurf im Heavenly Nights wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte, dann …
Fuck!
Er hat es mir nicht gesagt! Wie in Trance greife ich erneut zum Handy und suche die Telefonnummer von Wendy aus meinen Kontakten. Doch als ihre Stimme am anderen Ende erklingt, bringe ich kein Wort heraus. Denn niemals darf irgendwer erfahren, was ich all die Jahre dreimal wöchentlich nachts getan habe. Niemals. Und doch wünsche ich mir einen Partner an meiner Seite, dem ich genau das anvertrauen kann. Ich will ankommen und endlich einen sicheren Hafen finden. Nur nicht so.

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